Was uns das Gold gerade lehrt…
11.09.2018Führende Meinungsexperten wundern sich in den letzten Wochen vermehrt über das Gold. Neulich schrieb doch jemand, das Krisenmetall wäre selbst in einer Krise. Dabei kennt das Gold keine Krisen. Papiergeld schon, wie man derzeit beobachten kann.
Während der Goldpreis in US-Dollar oder Euro eher abwärts gerichtet ist, findet in der Türkei oder Argentinien eine goldene Party statt, wenn man das überhaupt so nennen darf, denn wenn eine Währung verkommt, müssen die Leute dort inzwischen Unmengen an Papiergeld für eine Unze auf den Tisch legen. Wahrscheinlich hat man dort ganz andere Probleme als in Edelmetall zu investieren wie beispielsweise in Zeiten offizieller Inflationsrate von nahe 20 Prozent in der Türkei. Wahrscheinlich ist diese Zahl auch nicht unbedingt Realität.
So stieg der Goldpreis in der Türkei in diesem Jahr um 55 Prozent und in den letzten zehn Jahren um 714 Prozent – in Argentinien um 84 Prozent in diesem Jahr und um 1.800 Prozent binnen eines Jahrzehnts. Je höher es notiert, desto ungemütlicher wird das Leben im jeweiligen Land. Zudem zerbröseln auch die Ersparnisse in der sterbenden Währung.
Das Papiergeld ist schon eine seltsame Sache. Es taugt zwar für den Alltag, auch hierzulande, nicht aber als langfristiger Wertspeicher. Wenn sich die Nullen aus den Zentralbanken und Politik ins Geld einmischen, sie nennen das ja Geldpolitik, dann werden später die Nullen von den Geldscheinen gestrichen, in der Türkei waren es sechs davon im Jahr 2005 unter Erdogan. Aus einer Million türkischen Lira blieben umgerechnet 0,55 Euro.
Gold als Anti-Geld bietet Schutz vor solchen Dingen, was man derzeit in fast alle Emerging Markets beobachten kann – und wahrscheinlich irgendwann später auch bei uns, während uns führende Meinungsexperten versichern, Gold ist alte Tradition mit schimmligen Grüßen aus früher Zeit. Das wird man dort, wo die Währungen straucheln anders sehen. Keine Sorgen, die Experten werden rechtzeitig ihre Fahne wieder in den Wind hängen.
Von daher ist Gold zumindest eine Versicherung. Und man sollte froh sein, wenn man diese niemals benötigt, aber trotzdem besitzt.
Auch in Venezuela wurden neulich fünf Nullen auf den Banknoten gestrichen, wofür ebenfalls die Nullen aus Politik und Zentralbank verantwortlich zeichnen und nicht etwa das Wetter. Kürzlich war in Venezuela fast jeder ein hungernder Milliardär. Nur hat inzwischen das Geld dort aufgehört, Geld zu sein.
Das Geld stirbt dann, wenn zu viel in Umlauf gebracht wurde. Das geschieht fast immer reflexartig, wenn irgendwelche Probleme auftauchen. Dann werden die Zinsen ausgerottet und Geld gedruckt – man löscht das Feuer mit Benzin.
Freuen wir uns, dass Gold in Euro nicht so gestiegen ist wie anderswo. Zum einen wegen der (noch) Ruhe da draußen. Zum anderen, weil Gold immer noch 30 Prozent unter seinem Rekordhoch notiert. Vom Papiergeld bleibt meist nicht viel übrig außer Erinnerungen. Das Gold wird bleiben.