Ruhe und Minuszeichen im Sommerloch
12.07.2018Historisch ist der Juli ein eher guter Monat für die Edelmetalle. Und wie der Zufall wollte, ging es doch erst einmal abwärts. Auch Silber kommt mit dem Hintern nicht hoch. Das Erstaunliche ist aber, dass die Edelmetalle von den vielen sich zuspitzenden Konflikten nicht stärker profitieren und ruhig ihre Bahnen mitten im Sommerloch schwimmen. Mediales Interesse an Edelmetallen fehlt seit Wochen komplett. Sicher ist nur: Wenn sich die Gold – und Silberpreise eines Tages bewegen, wird man darüber berichten. Schließlich machen die Kurse die Nachrichten und nicht umgekehrt. Vielleicht aber ist diese ruhige Phase mitten im Sommerloch eine gute Gelegenheit, sich ein paar Gedanken zu machen und Vorsorge zu treffen für Zeiten, in denen es nicht so ruhig zugeht wie heute. Derzeit ist es smartes Geld, welches Edelmetalle kauft.
Neulich habe ich wieder mal aus Langeweile eine Münz-Show auf einem TV-Spartenkanal gesehen. Für mich war es echte Unterhaltung und für die Kaufwütigen richtig teuer. Generell gibt es ja so viele verschiedene Münzen, dass man dann man gar nicht genug Geld haben kann, um alle zu sammeln. Manche Leute aber haben zu viel Geld, um sich Edelmetalle völlig überteuert andrehen zu lassen. Der Verkäufer behauptete felsenfest und beinhart, das wären tolle Investitionen. Das mag schon sein, aber der Preis müsste auch noch stimmen. Den wahren Preis würde man erfahren, wenn man die Münze wieder verkaufen würde. Dann ist der Experten-Typ aus dem Fernsehen längst über alle Berge. Fakt ist: Die meisten Gedenkmünzen werden mit fragwürdigen Versprechen ahnungslosen Käufern überteuert in die Taschen gejubelt.
Zugegeben, die Welt der Sammlermünzen ist völlig unübersichtlich. Da gibt es einerseits die historischen Münzen andererseits jede Menge neu geprägter Münzen der Prägeanstalten. Ihr Erfindungsreichtum zur Steigerung des Umsatzes durch mehr Absatz kennt keine Grenzen. Da kosten moderne Ein-Unzen-Silbermünzen schon mal das Doppelte oder ein Vielfaches einer gewöhnlichen Anlagemünze. Deshalb sollten Edelmetallsparer in Bezug auf Silber erst einmal auf die herkömmlichen Anlagemünzen setzen, wie kanadische Maple Leafs, American Eagles, österreichische Philharmoniker oder australische Kängurus. Im Goldbereich sind der südafrikanische Krügerrand weltbekannt, aber auch kanadische Maple Leafs oder australische Nuggets. Doch auch alte Münzen in der Nähe des Goldpreises taugen als Wertanlage wie der Vreneli (5,81 Gramm) aus der Schweiz, der britische Sovereign (7,32 Gramm) oder die alte 20-Mark-Goldmünze aus dem Kaiserreich.
Die Alternative zu den Münzen sind Barren, wobei beim Silber, aber auch bei Platin und Palladium die Mehrwertsteuer von 19 Prozent zuschlägt. Gold ist mehrwertsteuerfrei. Die einfachste Formel ist bei einer Anlage in Edelmetallen so viel Material für den kleinsten Preis zu bekommen. Aber vieles ist auch Geschmackssache. Schmecken dürfte auch, dass Gewinne aus Edelmetall-Anlagen nach einem Jahr steuerfrei sind, während sich das Finanzamt bei Gewinnen auf Aktien mit 25 Prozent bedient.
Ob es ein guter Juli für Gold und Silber wird, wissen nicht mal die Experte, wobei die alte Weisheit Gültigkeit behält: Steigt der Preis für das Edelmetall, wertet die Währung gegenüber dem Blech ab. Fällt der Preis von Gold und Silber, wertet die Währung ihnen gegenüber auf. Doch warum sollten die Papiergeldwährung dauerhaft gegenüber dem Edelmetall aufwerten, wenn so viel davon frisch gedruckt wird? Oder anders ausgedrückt: Edelmetalle sind weniger Spekulationsobjekt, wohl aber Versicherung zur Bewahrung der Kaufkraft des gesparten Geldes.