Warum Gold derzeit alles überstrahlt
10.04.2024Der Experte staunt und der Verbraucherschützer schweigt. Den meisten Leuten sind Edelmetalle ohnehin egal, außer sie befinden sich am Ringfinger. Doch nun das… Ganz ohne mediales Getöse und dicke Schlagzeilen ist Gold nun auch in US-Dollar auf neue Rekorde gestiegen. Eine Unze, in Euro gerechnet, nähert ich der 2.200er-Marke. Während die Welt auf DAX, Dow & Co. schaut, setzte Gold zum Überholmanöver an. Andersherum gerechnet, bekam man für sein Geld noch nie so wenig Gold wie heute. Aber Sie, liebe Leser, waren längst vorbereitet und wissen, warum das so ist wie es ist.
Soll man das feiern? Jein! Sicherlich geben einem die Kurse recht. Für manche klugen Köpfe ist das die Bestätigung ihrer Intelligenz und Weitsicht. Aber zu feiern ist mir nicht zumute. Zum einen schrumpft die Kaufkraft des Geldes trotz jetzt höherer Leitzinsen. Zum anderen sind es die Kriegstrommeln, die die Feierlaune stören. Die Welt ist unruhiger geworden. Je höher der Goldpreis steigt, desto ungemütlicher wird es, auch wenn es erst woanders ungemütlich wird und das dann immer näherkommt. Muss man sich Sorgen machen? Ich denke schon.
Lichtblicke für Silber
Und da schau her! Das vermaledeite Silber hat sich jetzt über die 26 US-Dollar-Marke geschoben. Die nächsten Widerstände wären bei 28 und 30 US-Dollar zu suchen, sagen technische Analysten. Was sagt der normale Menschenverstand? Mit einem Gold-Silber-Verhältnis von 84 (Eine Unze Gold kauft 84 Unzen Silber) hängt der kleine weiße Bruder dem Gold um Längen noch nach. Sollte sich Gold nicht bewegen, und Silber auf ein in den letzten Jahren „normales“ Gold-Silber-Verhältnis von 60 sinken, müsste der Silberpreis in Richtung 40 US-Dollar laufen. Aber das sind nur Zahlenspiele.
Wer vor ein paar Jahren Gold gekauft hat, der sitzt jetzt auf dicken Gewinnen. Diese sind übrigens nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Aus dem Edelmetallhandel hört man, dass diese hohen Preise auch zum Ausstieg aus Gold genutzt werden, um die Gewinne mitzunehmen. Das Verrückte dabei ist, dass man dann wieder auf Euros sitzt. Dabei ist der Euro in seiner Kaufkraft nicht besser geworden. Erst der zunehmende Verlust der Euro-Kaufkraft hat den Goldpreis in diese aktuellen Regionen katapultiert. Verständlich ist aber auch, dass Anleger, die damals auf den alten Hochs Gold aus Angst gekauft haben, ihre Bestände verkaufen, weil sie Gold erstens nicht verstehen und zweitens die Prozente immer locken, selbst wenn der Hintergrund für den Kursanstieg unklar scheint.
Die eigentliche Frage ist doch, wer derzeit den Goldpreis in die Höhe drückt. Es müssen Käufer sein, die das gelbe Blech haben wollen. Und wahrscheinlich sind es auch Zentralbanken und Staaten mit einem Überhang an US-Dollar, die die Sorge umtreibt, dass ihre US-Dollar-Bestände aus politischen Gründen wie in Russland sanktioniert werden können. Warum denke ich an China? Die chinesische Zentralbank wäre mit dem Reisbeutel gepudert, wenn sie ihre Goldkäufe öffentlich machen würden. Sicher ist aber, dass sie noch rund 800 Milliarden US-Dollar besitzen, die wertlos werden könnten, wenn es zwischen den USA und China zu noch größeren Verstimmungen kommen könnte. Dass die russischen US-Dollar-Bestände plötzlich wertlos werden können, war der Weckruf, den Gold mit jetzt höheren Preisen beantwortet.
Wer so (zu) spät kommt...
Nein, es ist nicht schön, jetzt fast 70 Euro für ein Gramm Gold bezahlen zu müssen, oder fast einen Euro für ein Gramm Silber. Wird es nochmal billiger? Kann sein. Momentan sind die Kurse ziemlich heiß gelaufen. Die Welt und das Geldsystem sind es aber auch. Man muss sich künftig fragen, was man mit seinen gesparten Euros macht. Mehr Kaufkraft werden sie wohl kaum bekommen. Von daher bleibt es trotz der Rekordkurse bei Gold und den Aktien weiter die Herausforderung, seine Euros in etwas zu tauschen, was noch da ist, sollte es den Euro nicht mehr geben oder seine Kaufkraft der italienischen oder gar türkischen Lira ähnelt.