Wie geht es dem Gold?
09.09.2015Ich habe es gefragt, aber es gab mir keine Antwort, so unhöflich wie es ist. Also habe ich es auf die Waage gelegt, um etwas mehr zu erfahren. Und ich muss gestehen, ich war enttäuscht. Eine Unze wog immer noch 31,1 Gramm. Auch an seiner Farbe hat sich nichts geändert. Es machte den Eindruck, es langweilt sich. So wie immer.
Das Einzige, was sich ständig beim Gold ändert, ist sein Preis und das unterschiedlich schnell in der jeweiligen Währung. In der Türkei hat es übrigens neue Allzeithochs erreicht. Ebenso in Brasilien. Der Grund: Die dortigen Papierwährungen sind immer weniger wert und man muss mehr und mehr davon auf den Tisch blättern, um eine so langweilige Unze kaufen zu können. Warum aber sollte man? Weil die Währung immer weniger wert ist und Gold seinen Wert behält. Ganz einfach. Nun leben wir aber in der Eurozone. Nur wird der Euro hierzulande auf künstliche Art und Weise durch die EZB schwächer gemacht. Schwache Währungen sind ja gute Währungen, heißt es. Von daher müsste es in Brasilien und in der Türkei mächtig aufwärts gehen. Geht es aber nicht. Im Gegenteil.
„Wenn man es sich leisten kann, hat man Gold und keine Papierzettel“, sagte meine Oma. Sie hat Zeiten erlebt, die wir uns wirklich nicht wünschen. Aber das kann ja nie wieder passieren. Oder doch? Und Experten sagen, man kann Gold in der Krise nicht essen. Papier übrigens ist auch recht trocken und wenig bekömmlich. Man sollte auf dem Gold dann sitzenbleiben und warten, bis die Krise vorbei ist. Aber wir werden nie wieder eine Krise erleben! Das sagen zumindest Politiker und Experten, die regelmäßig dann von der Realität überholt werden. Das Lustige derzeit ist, dass mancher Experte dem Gold den Untergang vorausgesagt hat. Nach 5.000 Jahren Geschichte soll es bald soweit sein. Sal. Oppenheim hat Gold aus den Depots der Kunden verbannt. Na, wenn das mal nicht fahrlässig war.
Wenn Gold dem Untergang geweiht ist, müsste das ja bedeuten, dass Papiergeld gegenüber dem Gold permanent aufwertet und Gold würde damit immer billiger und wertloser. Eine erstaunliche Erkenntnis der Fachleute, die zugleich Gelddrucken als Lösung für alle Probleme fordern – wie in Brasilien und in der Türkei. Überhaupt erzählen sie im Moment eine ganze Menge Unsinn: Waren es früher blühende Landschaften, ist es jetzt der Aufschwung der sich selbst überholt ohne einzuholen. Viele Sprüche erinnern an Reklame aus China oder der ehemaligen DDR. Hinterher ist man dann wieder schlauer. Für 100 Euro bekommt man derzeit rund drei Gramm Gold und knapp 200 Gramm Silber. Warten wir mal ab, was Experten in einigen Jahren sagen werden, wenn die Inflationspolitik der Zentralbanken ihre giftigen Früchte trägt, und Kaufkraft des Papiergeldes kaum wieder zu erkennen sein wird.