Gold hoch erfreut. Lagarde macht den Draghi!
12.07.2019Keine Sorge, die Geldparty geht weiter - auch mit Christine Lagarde an der Spitze der EZB. Die Kandidatur der früheren französischen Finanzministerin und derzeitigen IWF-Chefin hat überrascht, ist aber folgerichtig. Wenn sie den Draghi macht, kann kaum etwas passieren … bis etwas passiert. Aber erst später.
Hinweg mit den Tugenden der alten Geldpolitiker! Bundesbankpräsident Jens Weidmann als EZB-Chef wäre der Partykiller, der nicht schnell genug den Punsch über den Tresen schiebt.
Die Euro-Schuldenländer frohlocken jetzt schon. Halleluja! Die Renditen der europäischen Anleihen fielen noch tiefer ins Koma bzw. tiefer ins Minus. Selbst in Italien kann der Staat mit der Ausgabe von Schuldpapieren inzwischen sogar Einnahmen generieren. Die Renditen für zweijährige Staatspapiere fielen unter null Prozent. Je mehr Schulden, desto größer die Gewinne. Und notfalls wird die EZB diese Papiere aufkaufen.
Lagarde ist eine Siegertypin. Sie kennt sich mit Krisen und dem Geld der anderen aus, aber auch mit den politischen Gepflogenheiten in Hinterzimmern. Dabei ist sie nicht unumstritten. Selbst Ariel kann ihre Weste nicht ganz weiß waschen, ja nicht mal sauber. Sie gab zu, die Regeln gebrochen zu haben, um den Euro zu retten und wurde in einer ganz anderen Sache wegen Fahrlässigkeit im Amt als Finanzministerin straffrei verurteilt. Das bedeutet, sie ist nicht vorbestraft. Also steht einer Position als oberste Gelddruckerin der Eurozone nichts im Weg.
Möge an dieser Stelle diese Vergangenheit ruhen. Der Blick nach vorn wird für die Sparer wahrscheinlich noch ungemütlicher werden, außer sie sparen ihre überschüssigen Euros in etwas, was auch nach Lagarde und dem Euro noch da sein wird: Aktien, Betongold und Edelmetalle, wobei nur Gold das ewige Leben nachgesagt wird. Man wird als Sparer ja regelrecht dazu gezwungen!
Die Zeichen stehen auf wirtschaftlichen Abschwung und einem weiteren Schwall an frischem Geld. Inmitten eines sich zuspitzenden Handelskrieges beginnt auch der Krieg um die schwächste Währung der Welt. Gold ahnt das, während Silber noch schläft. Gold steht in über 60 Währungen dieser Welt auf neuen Hochs, auch wenn die Presse darüber nichts geschrieben hat. Richtig herum betrachtet, stehen diese Währungen gegenüber dem Gold so schwach wie noch nie da.
Jede Zentralbank wird früher oder später, schneller oder langsamer die Kaufkraft ihrer zu hütenden Währung zerstören und Probleme im billigen Geld ertränken, die Zinsen noch tiefer setzen und Allesmögliche aufkaufen, um offiziell die Teuerung auf zwei Prozent zu heben.
Während Gold in Euro in diesem Jahr bislang 12 Prozent teurer wurde, hinkt das Silber bei 13,50 Euro pro Unze und damit auf dem gleichen Stand wie zu Beginn des Jahres hinterher. Eine Unze Gold kostet rund 93 mal so viel wie eine Unze Silber, was das weiße Metall historisch gesehen aberwitzig preiswert aussehen lässt. Silber braucht Inflation. Wo ist die eigentlich? Nichts davon ist zu sehen. Nur zu spüren. Während ein Gramm Gold rund 40 Euro kostet, sind es beim Silber 0,43 Euro. Wer seine Euronen in dieses Metall tauscht, bekommt ein dickes Lagerproblem. Aber es gibt schlimmere Probleme auf dieser Welt.
Als künftige EZB-Chefin weiß Lagarde um den Zustand der Eurozone und deren Finanzen. Und auch, was zu tun sei: Zinsen runter und Geld drucken. Sonst verschwinden Euro und die Eurozone in einem schwarzen Loch. Dort soll es gar keine Naturgesetze mehr geben. Wer weiß? Vielleicht muss erneut europäisches Recht gebrochen werden? Und wenn ja, wen wird es kümmern?
Es gibt viel zu tun: Die Wirtschaft in Schwung halten, Staaten finanziell stützen und den Euro dauer-retten. Lagarde muss über Wasser laufen und dieses gleichzeitig noch in Wein verwandeln - und dabei die Quadratur der Kreise erfinden. Ziemlich viel auf einmal. Sie wird sehr viel Glück brauchen. Und wir noch viel mehr – und ein paar Unzen edles Metall.