Gespart. Gekauft. Gebunkert.
11.01.2022Willkommen im neuen Jahr! Hoffen wir das Beste und machen das Beste daraus. Und seien wir vorsichtshalber gewappnet, wenn es mal nicht so laufen sollte – nicht nur an den Finanzmärkten. Wir wissen nicht, was kommen wird, abgesehen von gewissen Wahrscheinlichkeiten.
Wahrscheinlich werden die Zentralbanken weiter Geld drucken, denn zu retten gibt es immer. Ob es Europa, den Euro, die Wirtschaft oder die Staatsfinanzen betrifft. Eine mögliche Zinswende wird ihrem Namen nicht gerecht. 300 Billionen US-Dollar weltweiter Schulden vertragen keine viel höheren Zinsen.
Auch die EZB wird locker bleiben. Zinsen auf Erspartes wird es auch 2022 nicht geben. Der Strafzins für Guthaben auf den Konten wird salonfähig. Die Leute wurden daran gewöhnt. Man nennt ihn freundlich „Verwahrentgelt“ und versichert, es wäre zu unserem Besten. Banken-Soli wäre eine treffendere Beschreibung. Der negative Realzins setzt seinen Siegeszug fort, der Treibsatz für die Preise der Edelmetalle.
Die Kaufkraft des Geldes wird auch 2022 weiter sinken. Aber daran hat man sich ja schon gewöhnt. Wer dem Treiben jahrelang zuschaut, schaut letztlich in die Röhre, wenn die Ersparnisse zerfließen, obwohl die gleichen Zahlen auf den Geldscheinen stehen bleiben. Die schwindende Kaufkraft merkt man an den Preisen beim Einkaufen, an den Immobilienpreisen und auch an den Börsenständen. Ob die Börse weiterhin so läuft, bleibt offen.
Edelmetalle hatten ein holpriges Jahr hinter sich bringen müssen, wobei sich Gold einigermaßen hat halten können. Silber konsolidiert seinen Sprung von 14 auf 30 US-Dollar aus dem vorletzten Jahr aus und versucht wie Gold eine zähe Bodenbildung. Wie geht es weiter?
Bis auf wenige Ausnahmen wurden die Edelmetalle von den Experten auch für 2022 abgeschrieben. Die Stimmung für das Gelbe und Weiße ist im Eimer. Das sind gute Nachrichten, wenn sich niemand mehr dafür interessiert. Schließlich kommt es dann immer anders als die Fachleute aus ihren Glaskugeln oder dem Kaffeesatz lesen. Auf der anderen Seite bekommt man für sein Geld heute noch recht ordentliche Mengen Metall für das gleiche Geld, als wenn die Preise höher stünden. Die meisten kaufen immer dann am liebsten, wenn höhere Preise auch die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen haben. Smart ist etwas anderes, das Gegenteil.
Für 2022 rechnen 13 befragte Banken beim Gold mit einer Bandbreite von 1.550 bis 2.500 US-Dollar pro Feinunze. Suchen Sie sich etwas aus. Im Durchschnitt wird Ende 2022 das Gold bei 1.824 US-Dollar gesehen. Was lehrt uns das? Nichts. Aber unterhaltsam sind solche Prognosen schon. Alle Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.
Gold ist nicht mehr und nicht weniger als eine Versicherung für die Kaufkraft des Geldes. Die Türkei zeigt als aktuelles Beispiel, was Gold kann, wenn die Währung in die Binsen fährt. Die Türkische Lira ist gegenüber dem Euro im letzten Jahr um 42 Prozent abgerutscht. Gegenüber dem US-Dollar um 47 Prozent. Gold in türkischen Lira hat dagegen um 76 Prozent zugelegt und Silber um 53 Prozent. Das heißt: Edelmetalle machen ihren Job, in guten und in schlechten Zeiten, und das seit 5.000 Jahren. Warum sollte es 2022 anders sein?