Gold auf dem Gipfel? Und keiner schaut hin
11.02.2025Kaum zu glauben, aber Gold rennt wie ein geölter Blitz von einem Rekordhoch zum nächsten – sechs Wochen in Folge! Und? Nichts. Kein hektischer Breaking-News-Ticker, kein brennender Alarm im Finanzfernsehen, nicht mal ein hysterischer Analyst, der hyperventiliert. Gold ist der Marathonläufer, der unermüdlich Runde um Runde dreht, während das Publikum auf dem Smartphone daddelt. Dabei bedeutet Gold-Hoch immer auch: Papiergeld-Allzeittief. Aber wen kümmert’s? Hauptsache, die Schlagzeilen drehen sich weiter um Krypto-Crashes, Tech-Bubbles und andere Hypes der Saison.
Bemerkenswert ist auch: Trotz des rasenden Goldpreises steigen die Bestände der westlichen ETFs. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen – der Westen scheint den Gold-Boom einfach zu ignorieren. Wer kauft dann? Genau, die großen Zentralbanken, die lieber ihre Dollarberge gegen glänzendes Metall eintauschen. Denn man weiß ja nie, wohin der Welt-Leitzirkus sich als nächstes dreht. US-Präsident Donald Trump droht mit horrenden Zöllen für jeden, der es wagt, den Dollar zu umgehen? Na dann, rein mit den Milliarden in Gold! Sicher ist sicher.
Goldabfluss nach Amerika – Panik oder cleverer Schachzug?
Apropos Zölle: Die Angst davor sorgt gerade für einen wahren Gold-Sturm in Richtung USA. Laut neuesten Zahlen sind mal eben zwei Prozent der Londoner Gold- und ganze acht Prozent der Silberbestände in die Vereinigten Staaten gewandert. Und plötzlich springt der Gold-Ausleihzins von null auf satte fünf Prozent – das höchste Niveau seit einem Vierteljahrhundert. Wird Gold etwa knapp? Entwarnung, so schnell geht uns das Edelmetall nicht aus. Aber die Marktteilnehmer reiben sich dennoch verwundert die Augen.
Und dann wäre da noch Silber – der ewige Underdog im Schatten von Gold. Warum eiert es immer noch bei 32,50 US-Dollar herum, anstatt endlich mitzuziehen? Wahrscheinlich, weil Zentralbanken lieber Gold stapeln und Silber links liegen lassen. Aber bevor Sie jetzt das Taschentuch für Silber rausholen: Das Metall schläft nicht, es ruht nur. Fundamentaldaten? Top. Industriebedarf? Unverzichtbar. Marktdefizit? Besteht weiterhin. Und eines wissen wir: Silber kann schneller explodieren als ein Feuerwerkskörper an Silvester.
Die weißen Metalle – Warten auf den großen Auftritt
Im Windschatten von Gold und Silber hocken Platin und Palladium und versuchen, so etwas wie eine Bodenbildung hinzukriegen. Alles hängt an der Autoindustrie. Elektromobilität ist das neue Zauberwort, aber wer glaubt, dass der Verbrenner schon tot ist, glaubt wahrscheinlich auch an den Weihnachtsmann. Falls sich die Nachfrage nach klassischen Katalysatoren wieder belebt, könnten diese beiden Metalle für eine Überraschung gut sein. Politische Entscheidungen werden dabei das Zünglein an der Waage sein – und wie wir wissen, ist politische Weitsicht nicht gerade eine Kernkompetenz unserer Zeit.
Gold als ewige Wette gegen Papiergeld
Wer Edelmetalle so lange verfolgt wie ich, weiß: Gold ist keine Spekulation, sondern eine Versicherung gegen die immer gleiche Dummheit – nämlich gegen die grenzenlose Lust der Staaten, neues Geld aus dem Nichts zu erschaffen, um alte Probleme mit frischen Schulden zu übertünchen. Solange diese Methode der Weltwirtschaft nicht endlich das Genick bricht, bleibt der langfristige Trend für Gold und Silber glasklar. Klar, Rücksetzer gehören dazu, aber wer sich beim kleinsten Preisrückgang panisch verabschiedet, der kann genauso gut auf die nächste Straßenbahn warten – und sich wundern, warum er am Ende doch laufen muss.