Edelmetalle in Kriegszeiten
11.03.2022Nun ist Krieg. Wer hätte das gedacht? Die Welt gerät aus den Fugen. An den Rohstoffmärkten ist der Teufel los. An den Tankstellen auch. Viele Leute beginnen zu hamstern. Man weiß ja nicht, was wichtige Dinge später kosten und ob man sie auch bekommt. Also werden die Kanister gefüllt, die Regale mit Toilettenpapier geleert und eine Zweitpackung Nudeln in den Schrank gelegt. Viele drehen die Heizung runter und legen sich abends eine Decke um die Schultern. Willkommen in der neuen Realität. Unser früherer Bundespräsident empfiehlt das Frieren für die Freiheit.
Bekanntlich ist Kapital scheu wie ein Reh. Viel davon ist aus Europa geflüchtet, ablesbar am schwachen Euro. Es ankert in Häfen, die sicher erscheinen. Manche setzen auf den US-Dollar, andere auf den Schweizer Franken. Der Euro hat gegenüber der US-Leitwährung vier Prozent verloren (Stand 8.3.2022) und acht Prozent in den letzten zwölf Monaten. Was sagt uns das? Während die Zahlen auf den Scheinen unveränderlich bleibt, ist unklar, was man später dafür kaufen kann.
Die Preise für Edelmetalle schnellen in die Höhe. In Euro hat Gold mit 1.902 Euro pro Feinunze oder 61 Euro pro Gramm ein neues Allzeithoch erreicht. In diesem jungen Jahr verteuerte sich Gold um 16 Prozent. Silber in Euro kostet jetzt 18 Prozent mehr als zum Zeitpunkt, als uns Kanzler Scholz ein neues Jahr gewünscht hat, verpackt mit ein paar Pfund Optimismus und allerhand anderer Buchstaben und Silben. Tatsache ist, Edelmetalle machen weiter ihren Job. Man wird mit ihnen nur nominal reich, aber real nicht arm. Sie puffern Preissteigerungen im Alltäglichen ab.
Wie geht es mit der Kaufkraft weiter? Eine Fahrt an die Zapfsäule ist schmerzhafter als ein Zahnarztbesuch. Warum der Supermarkt nichts mit „super“ zu tun hat, verraten die Preisschilder. Wie hoch wird wohl die nächste Nachzahlung für den Energieversorger ausfallen? Was bleibt nach der Begleichung der Heizkosten zum Leben noch übrig? Mehr wird es nicht...
Experten warnen vor einer höheren Inflation. Werden es sechs oder sieben Prozent? Dazu muss man keine Experten befragen. Wer über wenig Einkommen verfügt, wird sogar mit einem zweistelligen Wert rechnen müssen. Die Zahl der Ruheständler, die auf Hartz-4 angewiesen sind, stieg 2021 in diesem Land, in dem wir doch so gut und gerne leben, auf rund 580.000. Das sind doppelt so viele wie 2003. Wer weiß, wie hoch die Dunkelziffer in dieser Sache liegt?
Die Halter von Edelmetallen freuen sich sicherlich über den Preisanstieg. Doch was gibt es zu feiern, wenn die Preise von Rekord zu Rekord eilen und die Welt um uns herum fragiler und unsicherer wird? Dennoch gilt bei Edelmetallen wie bei Klopapier, Nudeln und Benzin: Entweder man hat sie. Oder man hätte sie später gerne gehabt.