Inflation verzweifelt gefunden
14.06.2021Darf man gratulieren, liebe Notenbanken? Endlich ist sie da, die lange ach so sehr vermisste Inflation. Doch nun wird alles besser! Der jahrelange Kampf mit allerhand Gelddruckerei zur Rettung von Banken, Staaten und gegen Corona zeigt goldene Früchte, die eher nach fauligen Äpfel riechen. Schließlich sind es die kleinen Leute, die unter der Geldentwertung leiden. Leider haben das die meisten noch nicht begriffen, dass ihre jahrzehntelang gepflegte Art zu sparen nicht mehr zu den aktuellen Bedingungen im Geldsystem passt.
Während die Kaufkraft des Geldes nach offizieller Lesart jetzt schneller verfällt, gibt es nirgendwo mehr Zinsen, die den Geldfraß ausgleichen könnten. So werden die Sparer mit einem negativen Realzins ent-reichert, ohne dass sich an den Zahlen auf dem Konto etwas ändert. Und mit Mathematik oder gar Prozentrechnung haben es die Leute heute auch nicht mehr so. Was bedeutet eigentlich Geld anders zu sparen? Das bedeutet nichts anderes als „tauschen in“. Aber in was?
a) Man kann es ausgeben, es auf den Kopf hauen, es verjuxen und verjubeln… Dann tauscht man es in Schnickschnack, dessen Werthaltigkeit sich nach ein paar Wochen, Monaten oder Jahren beweist. Meist ist es ein vergängliches Gut, was früher oder später im Magen, in der Mülltonne, auf dem Sperrmüll oder in der Toilette landet.
b) Zinsprodukte bringen nichts mehr ein. Daran wird sich wohl kaum etwas ändern, denn unsere überschuldete Welt verträgt keine steigenden Zinsen. Notenbanken sind dabei, das letzte Zehntel an Zinsen auszuknipsen und damit den Geld-Sozialismus fest zu zementieren. Unter dem Kopfkissen ist es zahlenmäßig vielleicht sicher. Wer es nach 20 Jahren wieder findet, wird dafür nicht mehr viel bekommen. Trotz „Geldwertstabilität“. Dieser Begriff gehört bei einer solchen Geldpolitik verboten. Trockener Regen ist ja auch kein Niederschlag!
c) Man bringt es an die Börse und kauft sich dort einen bunten Strauß noch bunterer Aktien in einem Papier mit dem weltbesten Unternehmen. ETF-Sparen ist in Mode gekommen. Solange die Wirtschaft läuft, geht es auch mit den Aktien aufwärts. Mit einer Inflation zwischen einem und drei Prozent fühlt sich die Börse am wohlsten, sagen die Fachleute. Was aber, wenn die Inflation selbst nach offizieller Lesart höher ausfallen sollte und die Unternehmen dann ihre höheren Kosten nicht mehr an die Konsumenten bzw. ihre Kunden weitergeben können? Dann sollte man rechtzeitig die Reißleine ziehen, bevor die Wolken an den Börsen zu einem Gewitter in Höchstform auflaufen…
d) Man tauscht einen Teil seines Papiergeldes schon jetzt in eine bessere Währung, in eine aus Metall mit „ohne Fehl und Tadel“ und findet so einen Speicher seiner Kaufkraft, also Edelmetalle. Gold und Silber kennen keine Währungsturbulenzen, Währungsreformen, Hyperinflationen und Depressionen. Während Papiergelder kamen und gingen, blieb eine Unze immer eine Unze.
Ein Gramm Gold kostet derzeit wie in den letzten Monaten rund 50 Euro, eine Unze Silber als Münze rund 28 Euro. Übrigens sind etwaige Gewinne auf Edelmetalle nach einem Jahr steuerfrei.
Der eleganteste Weg in Sachen Geld ist oft der Mittelweg. Man muss ja nicht jeden Cent sparen und dabei geizig sein gegenüber sich selbst und anderen. Der Mensch lebt ja nicht nur vom Brot allein. Das letzte Hemd hat ohnehin keine Taschen und der Sarg auch kein Regal. Alles Geld zu verleben wäre das andere Extrem. Die alten Leute sagen gerne, dass man sparen solle, wenn man kann, weil man dann hat, wenn man braucht. Oder auch: Wer seine Ausgabe unter den Einnahmen hält, spart automatisch…
a) Etwas Bares für den Fall der Fälle, wenn es etwas günstig gibt oder wenn mal eine größere Anschaffung nötig ist.
b) Vielleicht soll es eine eigene Immobilie sein? Das Thema ist für diesen Rahmen zu umfangreich.
c) Ein paar Aktien für die Schönwetterzeiten im Geldsystem.
d) Ein paar Unzen Edelmetalle für den Fall, dass die glorreiche Geldpolitik in die Sackgasse und damit zur Inflation gefunden hat. Und für das danach, wenn das Jetzt doch ein alternativer Trugschluss war.
Ein bisschen Glück und etwas Kenne braucht man natürlich auch. Aber gegen Letzteres ist immer ein Kraut gewachsen, nämlich das, sich mit seinem Geld zu beschäftigen und sich darum zu kümmern. Sonst machen es andere…