Endspurt für ein glänzendes Edelmetalljahr
12.12.2024Noch ein paar Tage, dann endet dieses seltsame Jahr. Es war ein Schaltjahr. Warum hat man es nicht einfach abgeschaltet und mit 2025 weitergemacht? Das wäre besser gewesen. Zumindest war es eines der glänzendsten Jahre für Gold und Silber. Der schwache Euro jagte die Goldnotierungen neulich auf einen Rekordstand von 2.606,90 Euro pro Unze oder fast 84 Euro pro Gramm.
Seitdem läuft eine weitere Konsolidierung. Normalerweise passiert jetzt nicht mehr viel. Die Messen sind gelesen und die Geschäfte gemacht. Darf man feiern? Jein! Wer Gold statt Euros hält, hat alles richtig gemacht. Doch die geschwundene Kaufkraft des Euro lässt woanders wieder Probleme entstehen. Und vielleicht auch Ärger. Noch ein paar Zahlen, rein für die Statistik: Bislang ist Gold (Stand 10. Dezember) um 35 Prozent teurer geworden. Der Silberpreis hat sogar 40 Prozent zugelegt.
Anders herum betrachtet, haben der Euro und auch die anderen Weltwährungen gegenüber den edlen Metallen weiter an Kaufkraft eingebüßt. Diesen Satz kennen Sie schon von mir. Selbst in Schweizer Franken hat der Goldpreis um 36 Prozent zugelegt. Von wegen, der Franken strotzt vor Kraft… Auch er taugt wie der Euro nur zum Ausgeben, aber nicht zum Sparen. Haben Sie neulich mal kurz in den US-Terminmarkt geschaut? Dieses Buch mit sieben Siegeln verrät deutlich, es wäre längst Zeit für einen stärkeren Rücksetzer oder ein tiefes Ausatmen.
Was waren die Triebkräfte?
Und haben Sie die Zinsen beobachtet? Ungewöhnlich, dass bei steigenden Zinsen auch das Gold stieg! Was also war und ist die Kraft, die das Gold bis hierher gebracht hat? Die Zentralbanken! Früher haben sie Gold verkauft, was den Kurs gedrückt hat. Sie haben ihre Verkäufe vorher auch noch laut angekündigt. Für sie war das Metall, auf dem sie saßen, überflüssig wie ein Blinddarm. Wie die Zeiten sich ändern! Heute kaufen die Notenbanken vor allem aus den Schwellenländern das gelbe Metall, um so ihre überschüssigen US-Dollar in eine bessere Währung zu tauschen. Man weiß ja nie! In den ersten neun Monaten haben sie 694 Tonnen gekauft. Wer weiß, wie viel Gold noch unter der Börsentheke verschoben wurde. Es würde mich wirklich nicht wundern, wenn auch die Zentralbanken der großen Industriestaaten auf Käufertour gehen, um sich gegen ihre eigene Geldpolitik abzusichern.
Trübe Glaskugeln
Am Ende des Jahres ist es nicht nur Tradition, die vergangenen Monate abzurechnen. Zur gleichen Zeit springen die Experten wieder mit ihren Prognosen um die Ecke. Das gehört dazu wie Kerzen zu Weihnachten. Sie blicken in ihre Glaskugeln, werfen Dartpfeile oder trinken zu viel Glühwein, um ihre alten Prognosen von vor einem Jahr im Vergessen zu ertränken. 1.800 bis 1.900 Euro pro Unze hatten sie getippt, also völlig daneben, denn die Goldunze steht bei 2.550 Euro
Und 2025? Uninteressant! Haben Sie irgendwo eine Fanfare zu Silber gehört? Ich auch nicht. Es findet in der Öffentlichkeit nicht statt, obwohl sich das weiße Metall in diesem Jahr zum Star unter den Metallen gemausert hat. Eine Euphorie sieht aber anders aus - so ähnlich wie beim Bitcoin. Gut so! Gold macht seinen Job, Silber hält die Welt am Laufen, dort wo Strom fließt. Ob in der Elektromobilität, in der Solarindustrie oder in der Chemie - auch 2025 wird wieder mehr Silber nachgefragt, als am Markt zur Verfügung stehen wird - ein weiteres Jahr der Defizite.
Das Dumme bei Silber in echter Form ist hierzulande die Mehrwertsteuer. Die schlägt demnächst mit vollen 19 Prozent zu Buche, wenn die Zeit der möglichen Differenzbesteuerung zum Jahreswechsel endet. Physische Silberprodukte dürften dann im Preis weiter anziehen. Alternativen sind beispielsweise die Lagerung im Ausland bzw. in einem Zollfreilager.
Kurzer Blick auf die Minen
Worüber ich auf dieser Seite recht wenig schreibe, sind die Minenunternehmen. Adam Hamilton, der auf ZealLLC.com quartalsweise die fundamentalen Daten der großen Minenunternehmen aus dem GDX-Index zusammenträgt, hat erstaunliche Zahlen veröffentlicht. Er errechnete für das 3. Quartal 2024 einen Umsatzanstieg von 27 Prozent auf 34,2 Milliarden US-Dollar. Die Gewinne der Unternehmen explodierten um 143 Prozent auf 5,3 Milliarden US-Dollar. Dabei sanken die Kosten der Produktion und die Aufwendungen, schon geförderte Unzen wieder neu zu finden. Der GDX-Index der Goldminen legte in diesem Jahr trotz der prächtig gewordenen Gewinne "nur" um 22 Prozent zu. Bleibt die Gewinnentwicklung der Unternehmen weiter so positiv, wird das auch an den Börsen auffallen und vielleicht sogar 2025 auch das lange Schattendasein der Gold- und Silberförderer beenden.