Ist es das Ende? Oder der Anfang?
23.10.2024Meine Warnung vor sinkenden Kursen bei Gold und Silber war offenbar unbegründet. Der Terminmarkt sprach zwar massiv gegen weiter steigende Notierungen, doch die Preise stiegen ebenso massiv weiter. Hat dieser papiergeldbasierte Terminmarkt seinen Nimbus als Marktmacher verloren? Dort wurde bisher der Preis festgelegt, doch aktuell wird er von der physischen Nachfrage bestimmt.
Gold erreichte mit über 2.700 US-Dollar pro Unze ein neues Allzeithoch. In Euro stieg der Preis für eine Unze auf über 2.500 Euro – ebenfalls ein Rekord. Das entspricht inzwischen über 80 Euro pro Gramm! Welche Akteure fegen den Markt leer? Wir wissen es nicht genau, aber vermutlich handelt es sich um Käufer mit tiefen Taschen und klarer Strategie. Die Zentralbanken? Wir wissen, dass China bis Mai massiv aufgekauft hat, danach jedoch offiziell nicht mehr. Es könnten die Zentralbanken von BRICS+ sein, die ihre riesigen US-Dollar-Bestände umtauschen, da der US-Dollar seit seiner Politisierung und Militarisierung nicht mehr als sicherer Hafen gilt. Diese neue Gruppe treibt die Preise mit ihren Geldern nach oben, heißt es im Goldhandel. Experten der technischen Analyse erwarten noch weitaus höhere Kurse.
Da dieser Aufschwung ohne nennenswerte Korrekturen stattfand, könnte die „Fahnenstange“ noch weiter steigen, bevor es zu Rücksetzern kommt. Vielleicht fällt der Kurs demnächst auch mal um 100 oder 200 US-Dollar, aber zunächst dürfte sich der Preisanstieg weiter austoben. Kurse von über 3.000 US-Dollar pro Unze sind dabei nicht ausgeschlossen. Für die Nerven der Anleger wird das eine Belastungsprobe: Wann nimmt man Gewinne mit, ohne den weiteren Anstieg zu verpassen? Zu früh möchte man nicht verkaufen, aber auch nicht zu spät. Oder?
Wer Gold als die stärkste Währung der Welt betrachtet, bleibt ruhig und freut sich. Denn wer verkauft, tauscht Gold gegen Papiergeld. Aber was dann? Zwar ist an Gewinnmitnahmen noch niemand arm geworden, aber ein Verkauf setzt voraus, dass man später günstiger zurückkaufen kann. Die Realität sieht oft anders aus – dann hat einen der Bullenmarkt abgeschüttelt, was genau seine Aufgabe ist. Viele verlieren in solchen Phasen ihre Positionen.
Der Aufschwung bei Gold findet zudem weitgehend unter dem Radar der Medien statt. Keine roten Balken im Fernsehen, als Gold neue Rekorde erreichte. Keine Online-Schlagzeilen. Es passierte geräuschlos – ein gutes Zeichen! Sollte Gold später die Schlagzeilen dominieren, wäre das ein Warnsignal. Dann hätte das Momentum die Oberhand gewonnen und gierige Spekulanten würden die Kurse weiter treiben. Kluges Geld agiert anders: Es kauft gegen den Trend, statt ihm hinterherzulaufen.
Viele von Ihnen beobachten auch Silber. Der vermeintlich „lahme Gaul“ hinkt dem Gold schon länger hinterher. Während das gelbe Metall ein Hoch nach dem anderen erklimmt, liegt Silber noch rund 16 US-Dollar oder etwa ein Drittel unter seinem alten Höchststand. Doch jetzt? Der Ausbruch über die 33-Dollar-Marke ist gelungen, und der nächste Widerstand liegt bei 36 US-Dollar. Darüber wartet die 50-Dollar-Marke – ein Niveau, das aus den 80er Jahren stammt und 2011 erneut erreicht wurde.
Silber hinkt Gold hinterher, obwohl es inzwischen massiv für erneuerbare Energien gebraucht wird, ohne dass das Angebot gesteigert werden konnte. China und Indien saugen den Markt leer – dort weiß man, warum Silber wertvoll ist. Silber hat zudem eine Eigenart: Während Gold glänzt, schafft es Silber oft, sich plötzlich aus dem Schatten ins Rampenlicht zu katapultieren. 50 US-Dollar pro Unze sind inzwischen kein utopisches Ziel mehr, meinen die Charttechniker.
Die Edelmetalle belohnen diejenigen, die bereits vor Jahren die Kaufkraft ihres Geldes in etwas getauscht haben, das seine Kaufkraft ungefähr bewahren konnte. Erschreckend ist dabei: Papiergeld, an dem so viele hängen, verliert immer schneller an Wert. Wo sieht man das? Zum Beispiel im Supermarkt: Für einen „Fuffi“ wird der Einkaufswagen von Woche zu Woche leerer, obwohl die offizielle Inflationsrate nur noch bei 1,6 Prozent liegt. Deutlicher wird es am Finanzmarkt: Dort explodieren die Preise. Was bekommt man heute noch für 50 Euro? Nicht einmal mehr ein einziges Gramm Gold – und immer weniger „Wertpapiere“. Armes Papiergeld! Und arme Sparer, die immer noch daran glauben.