Planmäßig in die Armut?
15.08.2022Mit der Wirtschaft geht es gerade abwärts. Wird es eine Rezession? Oder sind wir schon mittendrin? Und wenn ja, wie tief wird sie und wie lange wird sie dauern? Werden wir trotzdem mit dauerhaft hohen Preisen klarkommen müssen? Niemand weiß es. Wahrscheinlich ist das heute noch restliche Vertrauen in die Kaufkraft des Geldes weniger wert als einen Pfifferling. Wir werden Glück brauchen, nicht nur in finanziellen Dingen…
Während die Südeuropäer dem Papiergeld noch nie so richtig getraut haben, sie haben es immer schnell in etwas Besseres getauscht, beten es die Deutschen weiterhin an. Dabei ist der Euro keine D-Mark, höchstens die italienische Lira. Dennoch scheint die deutsche Liebe zum Papiergeld unzerstörbar. Das erklärt auch, warum Italiener statistisch über mehr Vermögen verfügen als der fleißige Michel in diesem Land.
Gerade in Zeiten der Hochinflation verdampft die Kaufkraft. So verliert ein Geldvermögen von 10.000 Euro in einem Jahr 800 Euro. Inflation wirkt nicht nur wie eine Strafsteuer, sie ist eine solche. Schnell hat sich die Kaufkraft halbiert und dann noch einmal geviertelt, auch das, was fürs Alter zurückgelegt wurde.
In den Geldbörsen, unter den Matratzen und auf den Konten rotten etwas mehr als zwei Billionen Euro dahin. Bei einer Inflationsrate von acht Prozent gehen 172 Milliarden Euro Kaufkraft binnen eines Jahres in Luft auf. Addiert man noch die meist mager verzinsten Anlagen bei Versicherungen und Pensionskassen hinzu, gehen weitere dutzende Milliarden Kaufkraft jedes Jahr in Rauch auf, ohne die Umwelt zu belasten.
Noch regt man sich nur über die Preise für Kraftstoff, Butter und Gaststättenbesuche auf. Demnächst auch über die Gas- und Strompreise. Eines Tages aber werden die Leute fragen, wer ihnen die Kaufkraft des Geldes geklaut hat und rufen: „Haltet den Dieb!“ Mancher geht jetzt schon einen ganzen Monat arbeiten, um den Kaufkraftschwund seines Ersparten auszugleichen. Zwar hat in den letzten Jahren die Aktienquote zugenommen und ETFs sind in Mode gekommen, doch die Börse hat einiges davon in diesem Jahr wieder zertrümmert.
Flucht in Qualität
Einer repräsentativen Umfrage der Reisebank zufolge besaßen im letzten Jahr Privatleute die Rekordmenge von erstaunlichen 9089 Tonnen Gold, davon 5.194 Tonnen in Barren und knapp 3900 Tonnen in Goldschmuck. Noch erstaunlicher ist, dass 2.000 Befragte so bereitwillig Auskunft gaben. Binnen zwei Jahren nahm der Goldschatz um 269 Tonnen zu. Bei einem Tonnenpreis von 56,4 Millionen Euro wäre der Goldschatz der Deutschen 512 Milliarden Euro wert. Kann das sein? Wer heute über Gold verfügt, hat es bewusst als Sicherheit oder eiserne Reserve gekauft. Es wird Zeiten geben, da hätte man das gerne früher getan.
Statistische Zahlen sind spannend und manchmal sogar aufregend. Sie sagen jedoch nichts über die Positionierung des Einzelnen aus. Das ist jedermanns eigene Sache. Fakt ist, dass sich der Goldpreis in diesem Jahr um 9,3 Prozent verteuert hat, nachdem eine Unze im März schon 1.900 Euro kostete und im Juli auf 1.670 Euro fiel. Das ist übrigens die gleiche Unze wie zur Einführung des Euro vor zwei Jahrzehnten. Das diese heute das Viereinhalbfache von damals kostet, liegt nicht am Gold, sondern am Niedergang des Euro in seiner Kaufkraft. Silber kostet übrigens das 3,2-fache des damaligen Preises, der DAX das 2,6-fache. Alles war besser als Papiergeld. Das Boot der bunten Scheine hat ein Loch.