Die Goldbullen schlafen nicht. Sie ruhen nur.
12.03.2021Die Musik spielt derzeit am lautesten am Aktienmarkt. Nicht nur der DAX erreichte neue Höchststände. Die Herde tummelt sich am liebsten dort, wo das Meiste los ist. Laut der letzten Aktionärszahlen trauen sich immer mehr Deutschen an die Börse. Wenn es keine Zinsen gibt, zahlen zumindest die Unternehmen noch Dividenden.
Gold dagegen korrigiert seit August 2020, als es bei 1.750 Euro pro Unze seinen Höchststand erreichte. Es holt nur Luft, sagen die technischen Analysten. Sein Aufwärtstrend ist intakt, der Abwärtstrend der Kaufkraft des Geldes ebenso. Während die Umsätze an den Börsen genau messbar sind, bleibt das, was im Edelmetallhandel umgesetzt wird, im Dunkeln. Wer redet schon darüber, dass er Gold gekauft hat.
Ein Gramm Gold, Sie erinnern sich, kostete vor einem halben Jahr noch 56 Euro. Jetzt sind es 46 Euro. Mancher Scherzkeks meint, es sind die weltweit gestiegenen Zinsen, die dem zinslosen Goldpreis Konkurrenz und damit das Leben schwermachen. In den USA sind die Renditen für zehnjährige Anleihen wegen gestiegener Inflationserwartungen von 0,5 auf 1,6 Prozent gestiegen, während die deutschen Anleihen durch die EZB weiter im Minusbereich einzementiert bleiben - und das bei steigenden Inflationsraten sogar nach offizieller Lesart. Das soll Konkurrenz für Gold sein? Witzig! Gold zahlt jedoch gar keine Zinsen. Dafür kennt es auch keine Pleiten wie bei Anleihen.
Zehn Euro weniger fürs Gramm
Erinnern Sie sich auch, als die Zeitungen auf den Rekordständen vom Gold zum Einstieg rieten? Die Analysten schraubten reihenweise ihre Kursziele nach oben. Nachdem aber Gold gefallen war, reduzierten sie wieder ihre Prognosen und die Zeitungen schreiben Gold wieder runter. Sein Glanz würde verblassen, habe ich neulich gelesen. Ja, was denn nun? Nach 5.000 Jahren als Geld? Sehr spaßig! Wenn man so etwas liest, ist der Boden meist näher als dem Himmel. Technisch gesehen, sollte die Marke rund um 1.680 US-Dollar pro Unze halten, wenn nicht, käme das Preisniveau von rund 1.600 US-Dollar ins Spiel. In Euro gerechnet, sind auch Kurse von 1.350 Euro pro Unze möglich. Das wären dann Preise von rund 43 Euro pro Gramm.
Was sagt Silber?
Silber hat in der Bewertung gegenüber Gold viel aufgeholt. Vor einem Jahr fiel das Gold-Silber-Verhältnis mit 125 Unzen Silber für eine Unze Gold auf das tiefste, jemals gesehene Niveau. Nun steht es wieder bei rund 66, also nur noch halb so hoch. Zudem tut sich viel am Silbermarkt. Allein der technologische Fortschritt erhöht den Bedarf an diesem weißen Metall. Allein die politisch gewollte grüne Revolution in Sachen Elektromobilität, Batterietechnik und erneuerbarer Energien führt zu einer Nachfrage, die es früher nicht gab. Dazu kommt die steigende Nachfrage von Investoren, die genau diese Story verstanden haben und Silber horten, es aber auch als Inflationsschutz kaufen.
Neuer Rohstoff-Boom?
Die Rohstoffe hatten in den letzten zwölf Monaten einen guten Lauf. Die Geldmengen entfalten auch hier ihre Wirkung neben der Hoffnung, dass die Pandemie durch die Impfstoffe bald in den Griff zu bekommen sei. Dann würden starke Erholungseffekte in der Wirtschaft auch die Nachfrage nach Rohstoffen beflügeln - bei einem nicht beliebig auszuweitendem Angebot. Die billionenschweren Hilfsprogramme aus der Druckerpresse sorgen für eine stärkere künstliche Nachfrage nach Rohstoffen.
So ist Bauholz binnen eines Jahres um 155 Prozent teurer geworden. Der Ölpreis hat sich inzwischen verdoppelt. (Gab es hier nicht auch die sirenenhaften Abgesänge auf das schwarze Gold? Oh ja!) Kupfer ist um 60 Prozent gestiegen. Aber auch bei den Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Mais, und Soja gibt es Preissprünge. Silber hat unter den edlen Metallen mit 53 Prozent Aufschlag die Nase vorn, gefolgt vom Platin, dass sich um 36 Prozent verteuerte. Wir haben hier auf dieser Seite über die Chancen beim Platin geschrieben. Haben Sie ansatzweise eine Idee, wer die dann höheren Rohstoffpreise, die nach und nach ins Alltägliche sickern, bezahlen wird? Nein, der Nachbar ist es nicht nur allein.