Edelmetalle als Anti-Geld
13.06.2018Sind sie schon tot? Oder schlafen sie nur? Gemeint sind die Edelmetalle. Preislich gesehen passiert kaum etwas. Vielleicht ist das auch gut so, denn je höher der Goldpreis klettert, desto unruhiger wird es da draußen bzw. desto weniger Kaufkraft besitzt unser Geld. Man kann das nach Venezuela derzeit auch in Brasilien beobachten, wo der Real in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar rund ein Achtel abgewertet hat. Der Goldpreis konnte entsprechend um ein Achtel gegenüber der Weichwährung aufwerten. Gold bewahrt Kaufkraft. Mehr kann es nicht.
Ähnlich sieht die Entwicklung übrigens in der Türkei aus, die am Goldmarkt seit Monaten zum Erstaunen der Experten kräftig zukauft, während der Präsident die Leute auffordert, ihre Euro – US-Dollar – und Goldbestände in die immer schwächere türkische Lira zu tauschen. Schön dumm, wer das tut bzw. dumm ist, wer Dummes tut.
Silber hat gegenüber dem gelben Metall etwas die Nase vorn. Für eine Unze Gold gab es neulich gut 80 Unzen Silber. Historisch gesehen war ein Gold-Silber-Verhältnis von 80 eine Zeit, in der Silber die bessere Wahl war. Das sind jedoch nur Feinheiten im großen Kontext der künftigen Geldpolitik.
Dass der Goldpreis seit der Einführung des Euro im Jahr 2002 von 320 auf rund 1.100 Euro gestiegen ist, lässt dringend vermuten, dass ein Euro von damals heute nur noch weniger als die Hälfte seiner damaligen Kaufkraft besitzt. Und irgendwie passt das zur Realität im Gegensatz zur Statistik. Nur die Zahl auf den Geldscheinen hat sich unterdessen nicht verändert. Experten sprechen von Geldwertstabilität.
Dass der Euro über kurz oder lang mehr Kaufkraft bekommt, wäre zwar schön, ist aber wenig realistisch bei der Gelddruckerei im Turbo-Tempo. Nun will die EZB ihre ultralockere Geldpolitik straffen. Wer`s glaubt. Die Entwicklung des Goldpreises in Euro wird zudem maßgeblich davon bestimmt, welche Zukunft überhaupt der Euro hat.
Offiziell ist ja alles bestens. Nur genauer sollte man nicht hinschauen. Die neue Regierung in Italien hat zwischenzeitlich mal für etwas schwächere Euro-Notierungen gesorgt und so für ein Ansteigen des Goldpreises auf über 1.100 Euro pro Unze.
Nein, ein Scheitern des Euro ist keine Option, koste es, was es wolle – und sei es die Kaufkraft. Das bedeutet, die Lira-isierung des Euro muss weitergehen. Für die einen ist er zu schwach wie für Deutschland – für andere zu stark wie für die Olivenstaaten in der Knoblauchzone. Genau darin steckt die Gefahr für ihn. Gut, wenn man nicht komplett alles in Euro gespart hat. Edelmetalle als Anti-Geld verderben nicht. Beim Euro bin ich mir da nicht so sicher.