Imposante Zahlen zum Gold
14.06.2015Was macht das Gold? Wie immer nichts. Es hat noch nie etwas getan. Es ist so faul, dass es sogar getragen werden muss, wenn es woanders hin möchte. Die Frage ist lediglich, wohin es zieht. Historisch gesehen, sammelte es sich immer dort, wo Wohlstand wächst und die Leute Geld haben, um es zu kaufen. Kein Wunder, dass das gelbe Metall seit Jahren aus den Industrieländern nach Asien verschwindet.
Anhand der Schweizer Handelsstatistik sieht man, dass vor allem aus Großbritannien viel Gold in die Schweiz geliefert wird, wo es in Ein-Kilogramm-Barren umgeschmolzen wird. Diese gelangen dann nach Asien. Ich weiß zwar nicht, wo man in Großbritannien so viel Gold fördert, der einzig bekannte Goldschatz wird dort von der Bank of England bewacht und vielleicht sogar am Markt verschleudert. Inwieweit die BoE ihre Hände im Spiel hat, ist unbekannt. Wozu braucht man das Zeug auch?
Es stimmt schon, Gold ist totes Kapital in guten Zeiten. Aber bleiben diese auch so gut? Dann kauft man doch lieber an der Börse Anteile an einem lebendigen Unternehmen. Wie gesund diese sind, lässt sich oft nur schwer herausfinden. Vieles ist Vertrauen und die Dividenden gelten heute als Zins-Ersatz. Experten sagen, man kommt um Aktien nicht herum statt sein Geld auf dem Konto unverzinst liegen zu lassen. Geld muss bekanntlich arbeiten... Dumm nur, dass Aktien alles andere als günstig sind. Auch sonst wird viel Unsinn erzählt. Gold ist ein gutes Mittel dagegen und ein Wertspeicher außerhalb des fragilen Finanzsystems, das lediglich mit Vertrauen gedeckt ist. Aus Ländern, in denen Unsinn gedeiht, flieht das Gold.
Wenn die Zahlen des World Gold Councils als Lobbyverband stimmen, haben die Deutschen im ersten Quartal dieses Jahres 33,8 Tonnen Gold gekauft. Damit liegt Deutschland auf dem dritten Platz der größten Gold-Konsumenten nach China und Indien - und obwohl man den Leuten seit Jahrzehnten eintrichtert, Gold wäre böse, altmodisch und totes, zinsloses Blech. Man kann durchaus behaupten, dass Gold bei den Deutschen noch eine Rolle spielt. Doch welche, sollen folgende Zahlen verdeutlichen:
Die in den ersten drei Monaten gekauften 33,8 Tonnen entsprechen einem Marktwert von 1,2 Milliarden Euro bzw. monatlichen Ausgaben von 400 Millionen Euro. Auf 80 Millionen Deutsche gerechnet, kauft jeder von ihnen monatlich für ganze fünf Euro gelbes Metall bzw. ein Siebentel Gramm. Das ist eindeutig eine Blase und irrationaler Überschwang. Nicht wahr?
Wenn jeder Deutsche monatlich nur ein einziges Gramm kaufen würde statt 100 Euro in eine kärgliche Lebensversicherung zu stecken, läge die Goldnachfrage hierzulande plötzlich bei 80 Tonnen im Monat oder 960 Tonnen im Jahr. Das entspräche einem Viertel des weltweiten jährlichen Goldangebots. Derzeit geben die Deutschen aber mehr für Butter oder Waschpulver als für Gold aus. Das könnte sich ändern. Und dann auch der Preis des Metalls. Wenn ich mir die Werthaltigkeit unseres Euro betrachte, halte ich das nur für eine Frage der Zeit.