Ein goldenes 2015?
14.01.2015Wenn man zu Beginn eines Jahres wissen möchte, was an den Finanzmärkten garantiert nicht passieren wird, studiert man einfach die Prognosen der Experten aus den Abteilungen der Glaskugelleserei. Sie liegen meistens daneben, aber ihr Job ist dafür doch einträglich. Liegen sie mal richtig, hat ihnen Genosse Zufall geholfen. Da gehe ich doch lieber zu den Hellsehern und Knochenwerfern in Berlin-Wilmersdorf. Das ist sogar noch unterhaltsam und auch nicht so teuer.
Mit Freude habe ich so in den letzten Tagen erfahren, dass sich beim Gold- und auch Silberpreis nichts tun wird. Das ist gut, wenn man nichts erwartet. So genau weiß man das aber nicht. Die Expertenschaft rechnet bis Sommer mit fallenden Preisen beim Gold bis 1.166 Dollar pro Feinunze und zum Ende des Jahres mit 1.200 US-Dollar. Sollte etwas passieren, und das scheint durchaus wahrscheinlich, werden die Prognosen angepasst.
Moment mal...
Wieso rechnet man hierzulande den Goldpreis eigentlich in US-Dollar und nicht in Euro? Die Gallone Benzin hat es ja bislang als Maßeinheit auch nicht an die heimischen Tankstellen geschafft, was aber für die Zukunft nicht auszuschließen ist. Und soweit ich weiß, zahlen wir hierzulande auch Gold und Silber in Euro und nicht in US-Dollar. Deshalb erscheint die Frage nach der Stärke des Euro angebrachter als „Raten nach Zahlen“.
Nach offizieller Lesart war 2014 ein mieses Jahr für das Gold. In US-Dollar ist es nämlich um ein Prozent gefallen. Dass es aber in Euro gerechnet (und bezahlt) um 12 Prozent teurer wurde, ist komischerweise nicht aufgefallen. Das liegt daran, dass der Euro so schwach geworden ist, womit übrigens auch kein Experte gerechnet hat. Man musste für Gold mehr und mehr Verrechnungseinheiten für eine Einheit Gold bezahlen.
Noch deutlicher wird dieses Verhältnis bei einem Blick ins Ausland. Große Erfolge feierte Gold auch in Japan. In japanischer Währung wurde es um 14 Prozent teurer, da die japanische Zentralbank den Yen schwächt. In russischen Rubel feierte das gelbe Metall Höchstkurse, da der Rubel wie ein Stein fiel. Gold in der Ukraine wurde um 88 Prozent teurer und auch die Argentinier mussten binnen eines Jahres 29 Prozent mehr für die gleiche Einheit Gold ausgeben, wenn sie denn wollten.
Kurzum: Gold aber auch Silber werden dann mit Unterbrechungen und Übertreibungen teurer, wenn die jeweiligen Währungen abwerten. Soweit man heute in den Lehrbüchern zu verstehen gibt, sind aber ausgerechnet schwache Währungen ja gute Währungen. Deshalb bleibt von den Zentralbanken nichts unversucht, mehr und mehr „Währung“ herzustellen und damit die eigene Währung gegenüber den anderen zu schwächen. Die einen nennen das Finanzkrieg. Ich nenne es Ankündigung eines geplanten Gemetzels der Kaufkraft. Ob das gut gehen wird? Und so frage ich mich auch, warum der Euro auf längere Sicht stärker werden soll - vor allem gegenüber Gold, der historisch stärksten und beständigsten Währung der Welt?