Gold und Silber wurden im ersten Halbjahr um zehn Prozent teurer. Aufgrund der Streiks in Südafrika und der damit verbundenen Produktionsausfälle, zogen die Platin - und Palladiumpreise noch stärker an als Gold und Silber, wobei Palladium alle anderen Edelmetalle mit einem Plus von 20 Prozent in den Schatten stellte. Im physischen Handel spielen Platin und Palladium eine nur untergeordnete Rolle, gelten sie doch mehr als Rohstoff – im Gegensatz zu Gold und Silber, die historisch schon immer als Geld galten.
Wie geht es weiter? Fragen Sie zehn Experten und Sie werden 20 verschiedene Meinungen bekommen. Und dann? Niemand vermag Kurse seriös vorher zu sagen. Dennoch wird es getan. Kursziele gehören ins Reich der Quacksalberei und haben soviel miteinander zu tun wie Schildkröten mit Einkaufswagen. Wenn es um die Zukunft geht, lassen sich nur Wahrscheinlichkeiten abwägen, wohin die Reise gehen könnte.
Wahrscheinlichkeiten
Wahrscheinlich ist, dass die weltweiten Geldorgien aus den Zentralbanken in neue und wahrscheinlich noch weit größere Runden gehen werden. Ebenso wahrscheinlich ist auch, dass die Geldflut jedes Boot anhebt – mal mehr oder weniger schnell. Und wahrscheinlicher als zuvor ist es auch geworden, dass es zu Begehrlichkeiten auf die Guthaben der Sparer kommt. Deshalb sollte bei Gold und Silber weniger die kurzfristige Preisentwicklung im Fokus stehen, sondern das, was beide können, wenn ein Staat auf immer neue Ideen kommt, um seine finanzielle Notlagen zu lindern.
Die Zeichen stehen an der Wand und die Vorschläge aus den großen Denkfabriken in den Zeitungen, wie sich Staaten entschulden, indem sie die Sparer entreichern. Keine Sorge, das wird dann alles demokratisch beschlossen sein, dass Sparer im Ernstfall zur Kasse gebeten werden bzw. ausgeraubt werden können. Die Ereignisse auf Zypern im Jahr 2013 können als Auftakt und Blaupause für weitere alternativlose „Notfallmaßnahmen“ gelten. Es wundert kaum, dass die Gelder jetzt vermehrt in die Aktien – und Immobilienmärkte wandern, selbst wenn die Bewertungen teils abenteuerlich hoch geworden sind.
Wenn man Guthaben hat, sollte man auf diese aufpassen und nicht wie früher so sorglos herumliegen lassen. Die lückenlose Überwachung von Konten und Geldflüssen sind dabei nur eine der Voraussetzung für einen möglichen Zugriff, wenn wir mal wieder in eine Krise schlittern sollten. Im Gegensatz zu Aktien und Immobilien besitzen Edelmetalle einen unschlagbaren Vorteil: Sie sind diskret, verbrauchen sich nicht selbst wie Immobilien und existieren außerhalb des Finanzsystems. Je mehr die Stabilität unseres Finanzsystems beworben wird, desto höher sollte der Anteil in einem persönlichen Portfolio ausmachen. Denn diese heutige angeblich stabile Finanzwelt ist voller Überraschungen.